Tübinger Innovationstage 2009
Fruchtbarer Dialog
Durch den Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft entstanden schon viele neue Produkte. Das Netzwerk Forschung & Entwicklung der IHK Reutlingen belebte diese Kontakte durch die dreitägige Veranstaltungsreihe Tübinger Innovationstage. Im Fokus die Themen: Medizin-, Umwelt- und Nanotechnik.
Innovationen sind bei einigen Unternehmen in der Region Neckar-Alb der Schlüssel zum Erfolg. Etliche Umsetzungsbeispiele wurden nun bei den Innovationstagen vorgestellt: Unternehmen wie Avat, Curevac, Retina Implant, Narda Safety Test Solutions, SMP und Tetec stehen für die Umsetzung zukunftsweisender Ideen in wirtschaftlich erfolgreiche Produkte. Andere, wie Berghof, Schmalenberger und Ulrich Alber, haben sich als Innovationsführer in ihren Branchen etabliert. CHT R. Beitlich, Erbe, Gambro, Groz-Beckert und Gühring bieten als Global Player eine junge Produktpalette an. Auch Wissenschaftler der Uni Tübingen stellten ihre Projekte in den drei Themenbereichen vor.
Schöne Zukunft in Neckar-Alb
Die gut 70 Medizintechnik-Unternehmen der Region Neckar-Alb sind für ihre zukunftsträchtigen Technologien bekannt. Dies belegt auch die bei den Innovationstagen vorgestellte IHK-Studie „Medizintechnikcluster Neckar-Alb“: In den drei relevantesten Technologiefeldern der Zukunft – minimal-invasive Chirurgie, Mikro- und Nanosysteme für die Medizin und die Zellgewebetechnik – sind die hiesigen Unternehmen überaus aktiv. Dr. Markus Enderle von der Erbe Elektromedizin GmbH stellte eine minimal-invasive Lösung vor, bei der erkranktes Gewebe mittels Wasserstrahltechnik entfernt werden kann. Ein Beispiel für den Einsatz von Mikro- und Nanotechnik liefert die Retina Implant AG mit dem subretinalen Netzhautchip. Darüber hinaus lieferte Geschäftsführer Dr. Walter Wrobel gleich Beweise und wichtige Tipps dafür mit, wie man eine im Wissenschaftsprojekt entstandene Idee wirtschaftlich umsetzt. Bei der Tetec AG geht’s auch um Haut und Gewebe: Sie hat ein Verfahren entwickelt, mit dem Knorpel für Kniegelenke aus körpereigenen Zellen kultiviert werden. Für Dr. Heinz Joseph stand aber nicht das Implantat, sondern das Abnahmeverfahren für die Produktzulassung im Vordergrund seines Vortrags.
Energiewende durch Umwelttechnik
Die vorhandenen Energien effizienter zu machen und Erzeugungskonzepte umzusetzen sind die großen Herausforderungen der Zukunft. Regionale Unternehmen und die Universität tragen mit Projekten und Produkten zur dieser als „Energiewende“ bezeichneten Entwicklung bei. Der Schutz von Boden, Wasser und Luft sind weitere Themenschwerpunkte der Umwelttechnik. Betrachtet man die größten Energieverbraucher, so stehen Wärmegewinnung und der Einsatz von Pumpen an vorderster Stelle. In beiden Bereichen liegt ein enormes Einsparpotential. Mittels intelligenter Sensor- und Steuerungstechnik sowie neuer Materialien kann der Wärmehaushalt in Gebäuden reguliert werden. Das derzeitige EU-Projekt wird von der Universität Tübingen koordiniert, Dr. Udo Weimar erläuterte den aktuellen Stand. In der Pumpentechnik ist die Tübinger Schmalenberger GmbH + Co. KG führend. Durch spezielle Beschichtungsverfahren werden die stark beanspruchten Schaufeln langlebiger. „Eine deutliche Steigerung der Energieeffizienz kann damit erzielt werden“, so Thomas Merkle von Schmalenberger. Auch der verstärkte Einsatz von dezentralen Lösungen soll die „Energiewende“ bringen: Heinz Hagenlocher von der Avat Automation GmbH zeigte am Beispiel der Biogasanlage auf den Unteren Lindenhof in Eningen, was für ein Ingenieur-Know-how notwendig ist, um diese komplexen Systeme sicher betreiben zu können. Umwelttechnik an der Universität Tübingen ist in erster Linie mit der Geowissenschaftlichen Fakultät verbunden. Die nachhaltige Nutzung von Boden und Wasser stehen im Fokus von Wissenschaftlern wie Professor Peter Grathwohl und Professor Thomas Scholten, die dazu Projekte vorstellten. Schließlich erklärte Professor Volker Hochschild das für die Messung und Dokumentation notwendige Geographische Informationssystem, kurz GIS. Die Fakultät verfügt seit kurzem über das auch für Weiterbildungsmaßnahmen geeignete GIS-Zentrum Südwest.
Faszination Nanotechnik
Spätestens seit der Technologieumfrage der IHKs der Metropolregion Stuttgart ist klar: Die Nanotechnik ist eine der wichtigsten Zukunftstechnologien. An der Universität Tübingen sind die Fakultäten Physik, Chemie und Pharmazie in der Welt des Millionstel Millimeters engagiert. Auffällig bei der regionalen Wirtschaft: Besonders die großen Unternehmen nehmen sich dieser Technologie an. Nanotechnik wird vielseitig eingesetzt: Oberflächen ändern durch Beschichtungen ihre Eigenschaften, Filter für besonders kleine Partikel und neue elektronische Bauteile und Sensoren können realisiert werden und maßgeschneiderte Grenzflächen zwischen biologischen und technischen Materialien sorgen für neue medizinische Anwendungen. „Die Leistungsspektren der Universität und der regionalen Wirtschaft im Bereich Nanotechnik sind beeindruckend“, sagte Professor Dieter Kern vom Institut für Angewandte Physik. Mit einem Workshop zu „Beschichtungen bei Zerspanwerkzeugen“ wird in den kommenden Monaten eines der Themen im Workshop vertieft. Der Dialog zwischen Wirtschaft und Wissenschaft wird so fortgesetzt.