Tübinger Innovationstage 2011
Im Fokus der Tübinger Innovationstage stand die Interaktion zwischen Mensch und Maschine. Mit Impulsvorträgen aus Wirtschaft und Wissenschaft wurden die Tübinger Innovationstage eröffnet. Wichtiges Thema war die Mobilität in der Zukunft. Zwar klingen fliegende Autos nach Science-Fiction, geforscht wird an solchen Projekten dennoch sehr intensiv. Besonderen Anklang fand das neue Format der Drei- Minuten Vorträge. „Viele Unternehmen kennen ihre Nachbarn nur sehr schlecht. Auch Forschungsschwerpunkte und Projekte der Universitäten und Hochschulen sind vielen Firmen nicht bekannt, so dass die kurzen Dialoge ideal waren, um sich kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen“, so Malaika Kleinmaier vom IHK-Netzwerk Forschung & Entwicklung.
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer, Dekan der Mathematisch- Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen Professor Wolfgang Rosenstiel, IHK-Präsident Christian O. Erbe und Professor Heinrich H. Bülthoff, Leiter des Max-Planck- Instituts für biologische Kybernetik (von links) bei der Eröffnung der Tübinger Innovationstage. (Foto: IHK)
Startup-Unternehmen
Keiner tüftelt mehr allein vor sich hin. Gute Ideen müssen im Fluss bleiben, Wissenstransfer ist gefragt. Bei den Innovationstagen tauschten sich daher auch Start-Ups aus. Eine robuste wirtschaftliche Infrastruktur ist nur so gut, wie das, was an zukunftsträchtigen Ideen nachrückt. Der Technologiepark Tübingen ist dafür schon mal ein richtiger Ort. Das angrenzende Biotechnologiezentrum (BTZ) stellt Ausgründern und Neuansiedlern Firmenfläche zur Verfügung– und platzt derzeit aus allen Nähten: 20 Mieter und etwa 300 Mitarbeiter haben darin Platz. Bei den Innovationstagen fand man also in guten Zeiten zusammen. Und pflegte im besten Sinne Dialog. Im Inneren wie nach außen.
Leichtigkeit des Seins
Bankenvertreter, städtische Wirtschaftsförderer und andere Jungunternehmer wurden zunächst von Ingmar Hörr ins Gespräch eingeführt. Ein Heimspiel, schließlich belegt seine Curevac GmbH mit 80 Mitarbeitern immerhin beinahe ein Viertel des BTZ. Die Medizintechnikfirma stellt Proteine und Impfstoffe her, die in der Krebsforschung angewendet werden. Bei der letzten Studie, so Hörr, reagierten 70 Prozent der Patienten auf das Serum. Für die Neueinsteiger gab’s noch grundlegende Tipps: Investieren, aber relativieren. „Man stellt viel hinten an, aber man muss auch lernen, nicht jede Schwäche selbst auszubügeln“. Wer sich zu sehr mit seinem Produkt identifiziere, könne mit Kritik schlecht umgehen, dem fehle die nötige Leichtigkeit– auch im Umgang mit den eigenen Mitarbeitern.
Jeder hat mal klein angefangen: Bei den Innovationstagen stellten Start-Ups ihre Erfolgswege dar, mit allen Hürden. Das regte zum Schmunzeln und Weiterdenken an. (Foto: Wiemer)
Fast eine Marke
Stark vertreten war– fast schon ortsgemäß– die Medizintechnikbranche. Zum Beispiel die Biametrics GmbH, die für ihre Analysegeräte zur schnellen Ermittlung von Viren und Biomolekülen letztes Jahr 600.000 Euro aus Gründerfonds erhielt. Oder die jüngste Ausgründung des NMI (Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut der Uni Tübingen), die Cellendes GmbH. Hier werden Hydrogele für regenerative Heilverfahren entwickelt und vermarktet. Unklar ist noch, ob man reiner Zulieferer werden oder eine Marke aufbauen will. Für Gesprächsstoff war damit jedenfalls gesorgt. Den brachte Saskia Biskup von der Cegat GmbH schon mit. Der Dienstleister von Genanalysen wurde unlängst als bestes Start- Up Deutschlands ausgezeichnet. Auch wenn Cegat schon ein Jahr nach Gründung eine Million Euro Umsatz machte, war der Weg dahin kein Selbstläufer. „Wir hatten als Wissenschaftler schwer damit zu kämpfen, Kunden zu akquirieren“, ließ die Geschäftsführerin wissen. Auch die Investoren hätten zuerst nicht an eine Erfolgsstory geglaubt.
Attentra GmbH
Jung, ideenreich und gestählt. Auf dem Weg dorthin sind vermutlich auch Planet Renewoder Attentra. Mit der Entwicklung von erneuerbaren Ressourcen liegt Dr. Jens Poetsch jedenfalls im Trend. Als Ein- Personen- Unternehmen Planet Renew will er unter anderem alternative Rohstoffe entwickeln. In Osteuropa, Afrika und Südamerika laufen die ersten Projekte. Jung und ideenreich, aber gestählt präsentierte sich auch die Attentra GmbH. Das ehemalige Forschungsprojekt von drei Tübinger Informatikern bietet industrielle Bildverarbeitung. Die findet tragfähige Verwendung in der Qualitätskontrolle oder Prozesssteuerung, beispielsweise in Maut- Kameras und der Supermarktwaage. Ein Jahr nach Gründung kam die Krise. Doch den denkbar schlechten Zeitpunkt nutzten die drei als Chance. „Wir mussten lernen, uns gut zu verkaufen, sind hausieren gegangen und haben Klinken geputzt“, so der teilhabende Geschäftsführer Christian Vollrath. Heute ist aus der GbR eine GmbH geworden, man beschäftigt zehn Mitarbeiter und die Bürofläche reicht nicht mehr aus.
Die Veranstaltungen der Tübinger Innovationstage 2011:
05.07.11 »Mensch-Maschine-Interaktion«
06.07.11 »Bildgebung und minimal-invasive Medizin«
06.07.11 »Biotechnologie automatisieren«
07.07.11 »Oberflächen schützen«
07.07.11 »Zerspanung neuer Werkstoffe«
08.07.11 «Startup-Unternehmen«
11.07.11 »Virtuelles Kraftwerk«
Die Veranstaltung wurde unterstützt durch das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds.